Gestern Abend gerade noch in der Badi Enge den bevorstehenden Abschied gefeiert und 24 Stunden später sitze ich bereits im Liegestuhl bei Aida in Westbury im Garten. Es ist schön, vor der bevorstehenden Velotour noch ein paar Tage bei Freunden zu verbringen. Und mir Tommy's Geschichten über die vielen Verrückten anzuhören, die es in den USA auf der Strasse gibt und die nur auf mich zu warten scheinen... Sehr motivierend - dabei hab ich die letzten Monate extra auf jegliche Folgen von "Criminal Minds" verzichtet!
Ich bin nun glückliche Besitzerin einer US-Mobilnummer und Frank von ATT sehr dankbar für seine Geduld. Dankbar bin ich auch einmal mehr, dass die Geschäfte hier am Sonntag geöffnet haben, auch ausserhalb von Manhattan. Nachdem der Pflichtteil des heutigen Tages erledigt ist, geht es mich Sack und Pack nach Jones Beach für einen Tag am Meer. Zum ersten Mal fallen mir die vielen Velofahrer auf und offenbar kennt man auch hier sowas wie Fahrradwege. Zugegeben, die Dichte wie in der Schweiz wirds wohl nicht sein... Auf der Rückfahrt einigen wir uns auf ein nettes BBQ mit Burgers, Hot Dogs und Steak im Garten - nachdem wir gestern feines Sushi-à-discretion bei Minado hatten. Danke "Burger"-Meister für das leckere Grillgut. Zum Abschluss des Tages probieren Aida und ich, den Fahrradträger an ihrem armen Ford Focus zu befestigen. Ich hoffe nur, das Ding hält, wenn wir am Mittwoch mein Velo damit zur Brooklyn Bridge chauffieren. Wäre sonst ein etwas unglücklicher Start :)
Da soll mal einer sagen, New York City sei nix für Velofahrer. Ganz so viele Räder wie in Amsterdam sieht man zwar noch nicht auf den Strassen, aber Bike Lanes gibts doch schon einige und mutige Benutzer gibts viele. Ein paar Impressionen hier. Eine ganz neue Erfahrung für mich ist der Umstand, dass der sonst recht populäre Shopping-Teil in der Stadt diesmal für mich fast ganz wegfällt. Und das, was noch auf meiner Einkaufsliste steht, ist definitiv nicht der Traum jeder Frau: Notfallrationen von Energy-Riegeln und -Gels, ein Travel-Size Deodorant, ein Sicherheitsschloss für mein Zelt, Sonnencrème SPF50 und ein Pfefferspray. Vor allem das mit dem Pfefferspray stellt sich als eine kleine Herausforderung heraus. Nachdem Aida bei ihrer Nachbarin, deren Mann bei der New Yorker Polizei arbeitet, abgeklärt hat, ob so was legal ist und wo man das kaufen kann, mach ich mich auf die Suche. Beim Outdoor-Ausrüster REI schaut mich Anna, die Verkäuferin aus der Bronx, mit grossen Augen an und versichert mir, dass sie in ihrem ganzen Leben noch nie einen Pfefferspray gebraucht hätte. Ich verzichte darauf, ihr zu erklären, dass ich das fiese kleine Dinge nicht für meine Shopping-Touren an der 5th Avenue einzusetzen gedenke. Ähnlich erstaunte Gesichter und Kopfschütteln ernte ich bei KMart, einem Hardware Store in East Village und einem Zeitungskiosk am Broadway (wo mich die Dame vom Hardware Store hingeschickt hat). Fündig werde ich dann doch noch in einem Laden an der Bowery Street. Dort ernte ich keine erstaunten Blicke und der fast zahnlose Kollege des Verkäufers bestätigt mir, dass er seinen zwei Töchtern erst kürzlich auch solche Sprays gekauft habe - Gefahren lauern immer und überall. Dieser Kauf markiert dann den Abschluss meiner Shopping-Tour der anderen Art. Ansonsten heisst es: Nur mit de Auge luege, nix anfassen und schon gar nicht kaufen! Die 20.6 kg Gepäck, die die Waage am Flughafen in Zürich angezeigt hat, möchte ich beim Gedanken an den Gegenwind in den Great Plains und die Rocky Mountains auf keinen Fall weiter ausreizen.
PS. Für alle Fussball-WM-Fans gibts hier an fast jeder Ecke Möglichkeiten sich die Matches anzusehen, inklusive Gluten-freies Bier :)
Heute wollte ich mein Velo bei William's Cycle abholen, denn morgen geht es richtig los. Mit Betonung auf "wollte"... Tommy und ich hatten es am Samstag auf dem Weg vom Flughafen nach Westbury dort abgeladen, damit die Profis einen letzten Check machen konnten und mir nicht schon am Ende der Brooklyn Bridge die ersten Schrauben abhanden kommen würden. Da ich am Montag bereits früh morgens mit Aida in die Stadt gefahren war und wir Abends in Williamsburg noch zu Abend gegessen hatten, wollte ich mein Gefährt heute Nachmittag abholen gehen. Wiederum mit Betonung auf "wollte"... Bei Bill's Laden angekommen mussten wir feststellen, dass dienstags offensichtlich jeweils geschlossen ist. Welches Geschäft hat denn bitteschön an einem Dienstag geschlossen??? Und wieso gerade jenes, wo ich mein Velo hingebracht habe - mit dem Plan, morgen meine abenteuerliche Reise zu beginnen? Leider ist auch noch nicht klar, ob ich mein Fahrrad morgen kriege. Ein Zettel an Bill's Laden sagt nämlich, dass seine Frau krank ist und er deshalb in nächster Zeit unregelmässig im Geschäft anzutreffen ist. Ich hoffe natürlich, dass die arme Frau bald wieder gesund ist. Hoffen tu ich aber auch, dass der wortkarge Mechaniker vom letzten Samstag morgen wenigstens auf Platz ist. Zumindest ist die Zelt-aufstellen-Hauptprobe heute geglückt und der Glückskeks von Skyla, den sie mir geschenkt hat, bestärkt mich, nicht schon jetzt den Kopf hängen zu lassen: Never quit :) Endlich mal ein hilfreicher und bedeutungsvoller Spruch!